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EACEA National Policies Platform:Eurydice
Laufende Reformen und Politikentwicklung

Switzerland

14.Laufende Reformen und Politikentwicklung

Last update: 14 December 2023

Dieses Kapitel schafft einen chronologisch und thematisch geordneten Überblick zu laufenden politischen Reformen und Entwicklungen im Bildungsbereich seit 2021. 

Die Einleitung des Kapitels beschreibt die Bildungsstrategien und Kernziele des Bildungssystems Schweiz. Zudem wird beschrieben, wie die Bildungsreformprozesse ablaufen und wer die Entscheidungsträger in diesem Prozess sind.

Das Kapitel der laufenden politischen Reformen und Entwicklungen ist in folgende Themenbereiche unterteilt:

  • Frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung

  • Schulische Bildung

  • Berufsbildung und Erwachsenenbildung

  • Hochschulbildung

  • Querschnittskompetenzen und Beschäftigungsfähigkeit

Zu jedem Thema werden die Reformen chronologisch geordnet, beginnend mit den jüngsten Reformen.

 

Nationale Bildungsstrategie und Kernziele

Die Bundesverfassung verpflichtet Bund und Kantone, gemeinsam im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz zu sorgen. Um diese Aufgaben wahrnehmen zu können, haben Bund und Kantone das Bildungsmonitoring aufgebaut. Gestützt auf das aktuelle Wissen zum Bildungssystem (nationale Bildungsberichte 2010 und 2014) und mit einer Gesamtsicht auf das System legen sie alle vier Jahre gemeinsame bildungspolitische Ziele fest, die auf gesamtschweizerischer respektive interkantonaler Ebene anzugehen sind. Derzeit gilt die Erklärung 2019: Chancen optimal nutzen - gemeinsame bildungspolitische Ziele für den Bildungsraum Schweiz, die sich auf den Bildungsberichts 2018 stützt. Die Erklärung 2024, basierend auf dem Bildungsbericht 2023, ist noch in Arbeit.

Die Erarbeitung der gemeinsamen bildungspolitischen Ziele und die Identifikation von bildungspolitischen Herausforderungen, denen Bund und Kantone koordiniert begegnen wollen, sind in der Vereinbarung zwischen dem Bund und den Kantonen über die Zusammenarbeit im Bildungsraum Schweiz verankert.

Die Erklärung 2019 fokussiert auf strategische Ziele, zu deren Erreichung die gesamtschweizerische Ebene einen Beitrag leisten kann oder deren Erreichung nur auf der gesamtschweizerischen Ebene gewährleistet werden kann. Dies ist durch koordiniertes Handeln von Bund und Kantonen (interkantonale Ebene) möglich oder durch das Handeln der einzelnen Akteure in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich.

Die Behörden von Bund und Kantonen orientieren sich bei der Umsetzung der Ziele unter anderen an folgenden Leitsätzen:

  • Sie handeln mit einer Gesamtsicht auf das System

  • Sie stützen sich auf Erkenntnisse aus Forschung und Statistik

  • Sie berücksichtigen die Besonderheiten eines mehrsprachigen Landes

  • Sie setzen sich ein für die gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung allgemeinbildender und berufsbezogener Bildungswege und dereninternationale Anschlussfähigkeit, also für das duale Berufsbildungssystem, das als Erfolgsmodell für die Schweiz gilt, wie für die akademische Exzellenz und die Forschungszusammenarbeit

  • Sie setzen sich dafür ein, dass die vorhandenen Chancen und Potenziale für die Individuen und die Gesellschaft als ganze bestmöglich genutzt werden können

  • Ein erfolgreiches Bildungssystem bietet den Menschen die Chance, ihre Eigenständigkeit zu entwickeln und erfolgreich zu sein. Ausserdem fördert es eine zukunftsgerichtete gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz

Die gemeinsamen Ziele lauten:

  • Für den Bereich der obligatorischen Schule sind das Eintrittsalter, die Schulpflicht, die Dauer der Bildungsstufen sowie die Übergänge vereinheitlicht und die Ziele harmonisiert. Für die Harmonisierung der Ziele sind insbesondere nationale Bildungsziele in Form von Grundkompetenzen in den Fachbereichen Schulsprache, zweite Landessprache und Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften verabschiedet und auf sprachregionaler Ebene erarbeitete Lehrpläne in Anwendung, die sich an diesen Grundkompetenzen orientieren.

  • 95 % aller 25-Jährigen verfügen über einen Abschluss auf der Sekundarstufe II.

  • Der prüfungsfreie Zugang zur Universität mit gymnasialer Maturität ist langfristig sichergestellt.

  • Die Profile der Angebote auf der Tertiärstufe sind geschärft.

  • Es sind Massnahmen definiert, die zur Reduktion der Anzahl Studienabbrüche an den Universitäten beitragen.

  • Im ganzen Bildungssystem werden Ein-, Um- und Wiedereinstiege gefördert und durch Information und Beratung unterstützt.

  • Im Bildungssystem werden die neuen Herausforderungen der digitalisierten Arbeitswelt und Gesellschaft vorausschauend aufgegriffen.

  • Austausch und Mobilität sind in der Bildung verankert und werden auf allen Bildungsstufen gefördert.

Aus den gemeinsamen Zielen leiten Bund und Kantone konkrete Massnahmen für ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich ab. Die Erreichung der Ziele und die Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen werden im Bildungsbericht Schweiz 2023 thematisiert.

Themen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), politische Bildung, die weitere Implementierung der Fachdidaktiken in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung oder Aktivitäten in den Bereichen MINT und Gesundheit mit dem Ziel, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind in der Erklärung 2019 nicht als eigenständige Zielsetzungen definiert, gehören aber ebenfalls zu den Bereichen, in denen Bund und Kantone ihre Tätigkeiten koordinieren.

 

Übersicht über den Bildungsreformprozess und dessen Entscheidungsträger

Bund und Kantone haben im föderal geprägten Bildungsraum Schweiz ihre je eigenen Zuständigkeiten. Während die Kantone für die obligatorische Schule primär zuständig sind, haben im nachobligatorischen Bereich (allgemeinbildende Schulen, Berufsbildung, Hochschulen) sowohl die Kantone als auch der Bund je ihre Zuständigkeiten und tragen damit die Verantwortung für diese Bildungsstufen gemeinsam.

Die Bundesverfassung regelt die jeweiligen Zuständigkeiten von Bund und Kantonen und verpflichtet sie gleichzeitig, in deren Rahmen gemeinsam für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz zu sorgen. Bund und Kantone legen entsprechend gemeinsame bildungspolitische Ziele für den Bildungsraum Schweiz fest (s. oben). Darüberhinaus definieren die Akteure eigene Ziele gemäss ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen.

 

Bund

In der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2021-2024 (BFI-Botschaft) formuliert der Bundesrat die Leitlinien, Ziele und Massnahmen seiner Bildungs- und Wissenschaftspolitik für eine Periode von jeweils vier Jahren. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, werden auch die entsprechenden finanziellen Mittel gesprochen.

Der Bundesrat verforlgt mit der BFI-Botschaft 2021-2024 im Bereich der Bildung folgende Schwerpunkte:

  • Berufsbildung: Sicherung attraktiver Einstiegs- und Karriermöglichkeiten im Arbeitsmarkt,
  • Weiterbildung: Erhöhung der Beteiligung,
  • Digitalisierung: Bewältigung und Mitgestaltung des digitalen Wandels,
  • Nachhaltige Entwicklung und Chancengerechtigkeit: Umsetzung der Agenda 2030.

 

Kantone

In Fragen, welche eine gemeinsame Lösung erfordern, koordinieren sich die 26 Kantone in der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und Direktoren (EDK) untereinander. In einem Tätigkeitsprogramm halten die Kantone fest, welche Themen sie in den nächsten Jahren gemeinsam auf interkantonaler Ebene behandeln wollen. Dabei handelt die EDK subsidiär, d.h. sie erfüllt Aufgaben, die nicht von den Regionen und Kantonen wahrgenommen werden können.

Das Tätigkeitsprogramm 2021-2024 führt beispielsweise folgende Ziele auf:

  • Obligatorische Schule: Die Kantone bei der Harmonisierung unterstützen

  • Sekundarstufe II Allgemeinbildung: Den prüfungsfreien Zugang zur Universität mit gymnasialer Maturität langfristig sicherstellen

  • Sekundarstufe II Berufsbildung: Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung stärken

  • Digitalisierung: Den Massnahmenplan auf Basis der Digitalisierungsstrategie umsetzen

  • Die schulische Integration von spät zugewanderten Migrantinnen und Migranten verbessern

Die einzelnen Kantone und Sprachregionen haben darüberhinaus ihre je eigenen Zielsetzungen, die zwar teilweise weitreichende Konsequenzen haben, aber nicht national initiiert oder koordiniert werden. Diese Zielsetzungen werden hier nicht separat aufgeführt.