Zur ursprünglichen Zielsetzung einer zweckfreien Bildung kam zunehmend die Funktion, auf Bildungsbedürfnisse zu reagieren, die sich aus den Ansprüchen von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft ergaben. Seit 1970 gewinnen die berufliche Orientierung, die Ausrichtung auf formale Abschlüsse und die Systematisierung sowie ein neues Verständnis von Weiterbildung an Bedeutung.
Bei der Fortentwicklung auch des Bereichs der Weiterbildung im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens sollen die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass der Einzelne
- die Bereitschaft zu lebensbegleitendem Lernen entwickelt,
- die für lebensbegleitendes Lernen erforderlichen Kompetenzen erwirbt,
- institutionalisierte sowie neue Lernmöglichkeiten in seinem Lebens- und Arbeitszusammenhang nutzt.
Leitgedanken sind dabei:
- die Stärkung der Eigenverantwortung sowie Selbststeuerung der Lernenden
- der Abbau der Chancenungleichheiten
- die Kooperation der Bildungsanbieter und Nutzer
- die Stärkung der Bezüge zwischen allen Bildungsbereichen
Auch in der Weiterbildung kommt der Nutzung der Potenziale der Digitalisierung eine wachsende Bedeutung zu. Im Dezember 2017 wurde die Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ durch ein Kapitel zur Weiterbildung ergänzt, um die Rolle der Einrichtungen der Weiterbildung als integralem Bestandteil des lebenslangen Lernens herauszustellen. Vor diesem Hintergrund soll digital gestütztes Lernen ortsunabhängige, zeitlich flexible Angebote ermöglichen, die einen hohen Individualisierungsgrad haben.
Im September 2021 hat die Kultusministerkonferenz ein „Positionspapier zur Initiative Digitale Weiterbildung“ verabschiedet. Die Initiative Digitale Weiterbildung nimmt die Volkshochschulen sowie die weiteren gemeinnützigen Einrichtungen und Träger in den Blick, die nach den Erwachsenen- und Weiterbildungsgesetzen der Länder anerkannt sind beziehungsweise gefördert werden und in der allgemeinen Erwachsenenbildung aktiv sind. Damit deckt die Initiative einen Bereich ab, der in bisherigen bundesweiten Digitalisierungsprogrammen noch wenig repräsentiert ist. Das Positionspapier formuliert vier relevante Handlungsfelder für die weitere Digitalisierung der allgemeinen Weiterbildung:
- Digitale Infrastruktur und Ausstattung
- Bildung zur digitalen Kompetenzentwicklung
- Fortbildung und Qualifizierung
- Austausch und Vernetzung
Im Juni 2019 haben Bund, Länder, Sozialpartner und Bundesagentur für Arbeit (BA) die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) beschlossen. Die Strategie mit dem Fokus auf berufliche Weiterbildung soll wesentlich dazu beitragen, sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft zur erfolgreichen Bewältigung des Strukturwandels und neuer Herausforderungen (z. B. Automatisierung, Digitalisierung) zu befähigen. Weiterbildungsangebote und Fördermöglichkeiten sollen für alle transparenter und leichter zugänglich gemacht werden, um gerade auch Personengruppen mit bisher unterdurchschnittlicher Weiterbildungsbeteiligung oder kleine und mittlere Unternehmen ohne große Personalabteilungen gezielt zu unterstützen. Ein erster Ergebnisbericht wurde im Juni 2021 veröffentlicht.
Im September 2022 haben die Partner der NWS beschlossen, die Strategie fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Erprobte Instrumente und Konzepte sollen in eine breite Anwendung finden und neue Ideen mit Vertretern aus Praxis und Wissenschaft diskutiert werden. Zudem sollen konkrete Maßnahmen und Aktivitäten zur Fortentwicklung des Weiterbildungssystems sowie zur Stärkung der Weiterbildungskultur vereinbart werden.
Seit 2019 werden durch einen Bund-Länder-Ausschuss (BLA) Abstimmungen von Förder- und Beratungsmaßnahmen des Bundes und der Länder in der Weiterbildung sowie Transfer- und Erfahrungsaustausch ermöglicht.
Deutschland hat sich im Rahmen der EU-2030-Strategie das Ziel gesetzt, die Weiterbildungsbeteiligung auf einen Wert von 65 Prozent zu steigern. Dieses Ziel unterstützen die Partner der NWS. Gemeinsame Ziele sind darüber hinaus zum Beispiel die gezieltere bzw. adressatengerechte Unterstützung heterogener Zielgruppen sowie der Aufbau digitaler Kompetenzen. Zur Umsetzung dieser Ziele wollen die Partner:
- Zugänge erleichtern zu Beratung, Förderung und Weiterbildungsangeboten unter Einbeziehung von finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen;
- Kooperation vertiefen in Regionen und Branchen;
- Konzepte weiterentwickeln für Kompetenzen der Zukunft, Qualifizierungsplanung im Betrieb sowie betriebliche und tarifliche Ansätze zur Stärkung der Weiterbildung;
- Digitale Weiterbildung stärken mit mehr Transparenz und innovativen Lernangeboten.