Studierendenmobilität
Die Globalisierung, das immer engere Zusammenwachsen Europas und die fortschreitende Etablierung eines Europäischen Hochschulraums eröffnen neue Perspektiven für Studierende sowie Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen. Gute Fremdsprachenkenntnisse sowie persönliche Erfahrungen mit den wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen, mit Kultur und Mentalität anderer Staaten gehören in vielen Bereichen bereits zum selbstverständlichen Anforderungsprofil von Akademikerinnen und Akademikern. Diesen Entwicklungen tragen neben den Programmen der EU zur Förderung von Hochschulkooperation und Mobilität der Studierenden auch nationale, regionale und bilaterale Programme zur Förderung von Auslandsstudien bzw. Auslandspraktika, zur finanziellen Förderung und zur Weiterentwicklung von Studienangeboten Rechnung. Dazu zählen u. a. die Förderung eines Auslandsaufenthaltes und insbesondere eines vollständigen Auslandsstudiums innerhalb der EU oder in der Schweiz im Rahmen des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) sowie Sonderförderprogramme einiger Länder.
Im Juni 2024 haben Bund und Länder eine neue gemeinsame „Strategie der Wissenschaftsminister/-innen für die Internationalisierung der Hochschulen in Deutschland“ beschlossen. Sie folgt auf die Internationalisierungsstrategie aus dem Jahr 2013 und soll den Hochschulstandort angesichts neuer technologischer und politischer Entwicklungen sowie steigender globaler Risiken stärken und resilienter machen. Gleichzeitig möchten Bund und Länder die für die Internationalisierung der Hochschulen relevanten sozialen, ökonomischen und technologischen Entwicklungen der vergangenen Jahre in einer strategischen Perspektive aufgreifen. So ergeben sich durch die Nachhaltigkeitsagenda und den wachsenden gesellschaftspolitischen Anspruch, mehr Chancengerechtigkeit und Diversität zu ermöglichen, neue Erwartungen und Anforderungen auch an die Internationalisierung von Forschung und Lehre. Zudem soll das Potenzial der Digitalisierung im Rahmen der Internationalisierung der Hochschulen ausgeschöpft werden.
Vor diesem Hintergrund streben Bund und Länder an:
- die Attraktivität des deutschen Hochschul- und Wissenschaftsstandorts für internationale Studierende und Forschende weiter zu steigern und mögliche Hürden für deren Gewinnung, Integration und Verbleib weiter zu senken, um mehr qualifizierte Menschen für Wissenschaft und Wirtschaft zu gewinnen.
- hochwertige Internationalisierungserfahrung für möglichst viele Studierende, Forschende und weitere Hochschulmitarbeitende zu ermöglichen – sowohl durch die Förderung physischer und virtueller Mobilität als auch durch eine "Internationalisierung zu Hause".
- Unter Wahrung der Hochschulautonomie und der Kompetenzordnung der EU im Hochschulbereich darauf hinzuwirken, die europäischen und internationalen Hochschulkooperationen in Forschung und Lehre weiter qualitativ auszubauen und zu vertiefen, von kleineren Projekten bis hin zu größeren Verbünden und strategischen Allianzen.
Die Umsetzung der Internationalisierungsziele erfolgt durch die Länder und den Bund in eigener Verantwortlichkeit im Rahmen der verfassungsmäßigen Zuständigkeiten und unter Wahrung der Hochschulautonomie und der Kompetenzordnung der EU im Hochschulbereich.
Durch Auslandsaufenthalte während des Studiums können angehende Akademikerinnen und Akademiker zusätzliche Kompetenzen erwerben und ihre Persönlichkeit entwickeln. Internationale Erfahrungen werden zudem auf dem Arbeitsmarkt und in der Wissenschaft immer wichtiger. Bund und Länder streben deshalb an, die Möglichkeit einer zumindest niedrigschwelligen Internationalisierung für alle Studierenden auszubauen.
Bereits heute ist die Mobilität gut entwickelt. Deutschland zählt weltweit zu den wichtigsten fünf Gast- und Herkunftsländern international mobiler Studierender. Insgesamt studierten im Wintersemester 2023/2024 an deutschen Hochschulen knapp 380.000 internationale Studierende. Das entspricht rund 13 Prozent aller Studierenden in Deutschland. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Indien (rund 49.000 Studierende bzw. 13% aller internationalen Studierenden), China (knapp 39.000 Studierende bzw. 10 %), Türkei (18.000 bzw. 5 %) und Österreich (15.000 bzw. 4 %). Gleichzeitig studieren viele Deutsche im Ausland mit dem Ziel, dort einen Hochschulabschluss zu erwerben: Im Jahr 2022 waren insgesamt etwa 139.000 deutsche Studierende an einer Hochschule im Ausland eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von rund 5,2 Prozent aller Studierenden an deutschen Hochschulen. Die beliebtesten Gastländer sind Österreich (rund 38.000 Studierende bzw. 27 % aller Studierenden im Ausland), die Niederlande (23.000 bzw. 16 %), die Schweiz (12.000 bzw. 9 %)das Vereinigte Königreich (10.000 bzw. 7 %).
Informationen zum Fremdsprachenassistenzprogramm des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz, bei dem angehende Fremdsprachenlehrkräfte ausgetauscht werden, sind dem Abschnitt zur Lehrkräftemobilität im Kapitel Mobilität im Elementar- und Schulbildungsbereich zu entnehmen.
Die Aufgabe, die Hochschulbeziehungen mit dem Ausland durch den Austausch von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern, obliegt in Deutschland zuvorderst den Hochschulen selbst, in besonderer Weise zudem dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) als Selbstverwaltungsorganisation der deutschen Hochschulen sowie, soweit vorhanden, deren Studierendenschaften. Die Programme des DAAD zur Förderung der Internationalisierung an deutschen Hochschulen zielen darauf ab, die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für ein Auslandsstudium bzw. ein Auslandspraktikum, für die internationale Zusammenarbeit und den Aufbau strategischer Partnerschaften der Hochschulen und für die Weiterentwicklung der Studiengänge und Hochschulabschlüsse zu schaffen. Zudem sollen bereits durchgeführte Maßnahmen zur Internationalisierung in eine die gesamte Hochschule umfassende Internationalisierungsstrategie eingebunden werden.
Die Internationalisierung von Hochschulen wird dabei als komplexer Prozess verstanden, der die Interessen der Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der Hochschulen, die Ziele der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, der nationalen Wissenschaftspolitik, der Entwicklungszusammenarbeit und die Anforderungen aller internationalen Partner miteinander verbindet.
Die Vergabe von Stipendien bleibt ein Kerngeschäft des DAAD. Im Jahr 2023 konnten 18.748 deutsche und ausländische Studierende, Doktorandinnen bzw. Doktoranden und Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler durch Stipendien und in Individualprogrammen gefördert werden. Im Rahmen des Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden PROMOS (www.daad.de/promos), wurden im Jahr 2023 10.594 Stipendien vergeben.
Im Rahmen von Erasmus+ (2021–2027) wurde der DAAD darüber hinaus vom BMBF als Nationale Agentur (NA) benannt und ist damit zuständig für die Durchführung von Erasmus+ für den Hochschulbereich. In diesem Rahmen fördert die NA DAAD u. a. die Auslandsmobilität von Studierenden (Studium und Praktikum) innerhalb Europas und auch weltweit. Voraussetzung für die Förderung sind grenzüberschreitende Hochschulabkommen und die Verpflichtung, dass die volle Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen durch die Heimathochschule garantiert ist. Zudem müssen die teilnehmenden Hochschulen im Besitz einer gültigen Erasmus Charta for Higher Education sein. Für die Programmgeneration 2021 – 2027 werden zur Stärkung der Teilhabe am Programm die Förderraten für Studierende erhöht. Auch die besondere zusätzliche finanzielle Unterstützung bestimmter Gruppen sowie die Einführung neuer Förderformate unterstützen das Ziel der Europäischen Kommission für mehr (soziale) Teilhabe und Inklusion im Programm. Zwischen Anfang Juni 2022 und Ende Juli 2024 wurden über den Erasmus-Förderaufruf 2022 insgesamt 37.455 Studierende aus Deutschland für ein Auslandsstudium und 7.370 Studierende für ein Auslandspraktikum gefördert. Umgekehrt verbrachten im selben Zeitraum rund 20.938 Erasmus-Studierende aus anderen Ländern einen studienbezogenen Aufenthalt an einer deutschen Hochschule. Zudem absolvierten 9.892 Studierende ausländischer Hochschulen über Erasmus+ ein Praktikum in Deutschland. Nähere Informationen sind im Internet erhältlich.
Eine Förderung von Auslandsstudien ist auch auf der Grundlage des BAföG möglich. Studierende können innerhalb der Europäischen Union und der Schweiz für ein vollständiges Studium im Ausland Förderung nach dem BAföG erhalten. Gefördert werden zudem befristete Studienaufenthalte und Praktika innerhalb wie außerhalb Europas.
Neben diesen Fördermöglichkeiten auf nationaler Ebene bestehen in einigen Ländern landesweite Programme zur Förderung der internationalen Studierendenmobilität.
Wissenschaftsmobilität
Austauschmaßnahmen im Bereich Wissenschaft und Hochschulen bilden neben der Hochschulkooperation einen weiteren Schwerpunkt der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Der Personenaustausch geschieht im Rahmen von Stipendien- und Preisträgerprogrammen für Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler und Dozentinnen bzw. Dozenten, die vor allem vom DAAD und der Alexander von Humboldt Stiftung (AvH) betreut werden. Die Evaluation der internationalen Austauschprogramme wird in der Regel durch unabhängige Agenturen oder Gutachterinnen bzw. Gutachter durchgeführt.
Im Jahr 2023 waren rund 65.500 ausländische Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler an deutschen Hochschulen angestellt, darunter sind etwa 4.100 Professorinnen und Professoren. Die wichtigste Herkunftsregion des internationalen Wissenschaftspersonals ist Westeuropa. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Indien, Italien, China und Österreich. Von den internationalen Professorinnen und Professoren kommen die meisten aus Österreich, Italien und der Schweiz.
An den Einrichtungen der vier größten außeruniversitären Wissenschaftsorganisationen Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft, sowie Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft arbeiteten im Jahr 2022 rund 16.600 angestellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Seit 2012 hat sich ihre Zahl mehr als verdoppelt, so dass 2022 insgesamt rund 30 Prozent des Wissenschaftspersonals aus dem Ausland stammten.
Neben dem angestellten internationalen Wissenschaftspersonal verbringen auch internationale Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Lehr- und Forschungsaufenthalte in Deutschland, die von in- und ausländischen Organisationen gefördert werden. Im Jahr 2022 waren dies rund 30.100 Aufenthalte. Die wichtigsten Herkunftsregionen der Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler waren dabei Westeuropa sowie Asien und Pazifik (je 21 % der Aufenthalte), die wichtigsten Herkunftsländer waren Indien, China und Italien. Bei Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern handelt es sich dabei um Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die sich ohne Anstellung im Rahmen einer finanziellen Förderung für eine befristete Dauer in Deutschland aufhalten und dabei in Lehre und Forschung an Hochschulen oder anderen Forschungseinrichtungen tätig sind. Es sind vor allem drei große Förderorganisationen, die die überwiegende Mehrzahl der Aufenthalte von Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern in Deutschland unterstützen: die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), der DAAD und die Alexander von Humboldt-Stiftung.
Auch im Rahmen des Erasmus+-Programms der Europäischen Union werden temporäre Auslandsaufenthalte von Gastdozentinnen und Gastdozenten gefördert. Diese Gastdozenturen innerhalb Europas können zwischen zwei und 60 Tagen dauern. Die Förderung umfasst dabei Lehraufenthalte sowohl von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Professorinnen und Professoren an Hochschulen und Forschungseinrichtungen als auch von Angestellten in Unternehmen. Im Erasmus-Jahr 2022 (Anfang Juni 2020 bis Ende Mai 2022) kamen insgesamt rund 2.300 Erasmus-Gastdozentinnen und -dozenten zu einem Lehraufenthalt nach Deutschland. Diese Zahl der Gastdozenturen hat damit wieder weitgehend das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht, die zu einem vorübergehenden Rückgang auf unter 1.000 Gastdozenturen in den beiden Vorjahren geführt hatte.
Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in anderen Ländern arbeiten zum einen fest angestellt an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Zum anderen absolvieren viele deutsche Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler mit Förderung unterschiedlicher Einrichtungen einen temporären Forschungs- und Lehraufenthalt im Ausland.
Nach den verfügbaren Daten arbeiten die meisten deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Hochschulen in der Schweiz (9.400), gefolgt von Universitäten in Österreich (6.300) und dem Vereinigten Königreich (5.200). Die größten Anteile der Deutschen an allen internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind 2022 mit 42 Prozent in Österreich und mit 29 Prozent in der Schweiz zu beobachten. In Bezug auf die Zahlen der deutschen Professorinnen und Professoren im Ausland ist die Schweiz das wichtigste (1.280) und Österreich (970) das zweitwichtigste Gastgeberland. Den größten Anteil an allen internationalen Professorinnen und Professoren erreichen die deutschen Professorinnen und Professoren in Österreich mit 70 Prozent und in der Schweiz mit 44 Prozent.
Im Jahr 20202 wurden rund 8.300 Aufenthalte deutscher Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler im Ausland von in- und ausländischen Organisationen gefördert. Die wichtigste Gastregion war dabei Westeuropa (30 % der Aufenthalte) Weitere bedeutsame Gastregionen sind Nordamerika (19 %) sowie Mittel- und Südosteuropa (14 %). Westeuropa ist die wichtigste Gastregion für deutsche Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Von den geförderten Aufenthalte fanden 30 Prozent in westeuropäischen Ländern statt. Weitere bedeutsame Gastregionen sind Nordamerika sowie Mittel- und Südosteuropa. Das wichtigste Gastland für deutsche Gastwissenschaftler/innen im Ausland waren die USA, gefolgt vom Vereinigten Königreich und Frankreich.
Im Erasmusjahr 2022 haben sich insgesamt rund 2.700 Erasmus-Gastdozentinnen und -dozenten aus Deutschland zu einem Lehraufenthalt mit Erasmus-Förderung im Ausland aufgehalten. Im Vergleich zu 2021 hat sich deren Zahl nach dem starken Rückgang durch die pandemiebedingten Mobilitätsbeschränkungen damit beinahe verdreifacht. Die weltweiten Mobilitätsbeschränkungen haben sich offensichtlich anhaltend stark auf die vergleichsweise kurzfristigen Auslandsaufenthalte der Erasmus-Gastdozentinnen und -dozenten ausgewirkt. Die meisten Erasmus-Gastdozentinnen und -dozenten waren 2022 zum Auslandsaufenthalt in Ländern Südeuropas (28 %), Mittelosteuropas (22 %) und Westeuropas (20 %). 11 Prozent von ihnen hielten sich in nordeuropäischen, weitere 11 Prozent in südosteuropäischen und 7 Prozent in mittelwesteuropäischen Ländern auf.
Statistiken zur internationalen Mobilität von Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftlern und Forscherinnen bzw. Forschern finden sich in der jährlich aktualisierten Publikation Wissenschaft weltoffen.