Dieses Kapitel schafft einen chronologisch und thematisch geordneten Überblick zu laufenden politischen Reformen und Entwicklungen im Bildungsbereich seit 2023.
Die folgenden Webseiten sind nach allgemeinen Themenbereichen geordnet:
- Frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung
- Schulische Bildung
- Berufsbildung und Erwachsenenbildung
- Hochschulbildung
- Weiterbildung
Zu jedem Thema werden die Reformen chronologisch geordnet, beginnend mit den jüngsten Reformen.
Übergreifende nationale Bildungsstrategie und Kernziele
Die Bundesverfassung verpflichtet Bund und Kantone, gemeinsam im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz zu sorgen. Um diese Aufgaben wahrnehmen zu können, haben Bund und Kantone das Bildungsmonitoring aufgebaut. Gestützt auf das aktuelle Wissen zum Bildungssystem (nationale Bildungsberichte 2010 und 2014) und mit einer Gesamtsicht auf das System legen sie alle vier Jahre gemeinsame bildungspolitische Ziele fest, die auf gesamtschweizerischer respektive interkantonaler Ebene anzugehen sind. Derzeit gilt die Erklärung 2023: Chancen optimal nutzen - gemeinsame bildungspolitische Ziele für den Bildungsraum Schweiz, die sich auf den Bildungsbericht 2023 stützt.
Die Erarbeitung der gemeinsamen bildungspolitischen Ziele und die Identifikation von bildungspolitischen Herausforderungen, denen Bund und Kantone koordiniert begegnen wollen, sind in der Vereinbarung zwischen dem Bund und den Kantonen über die Zusammenarbeit im Bildungsraum Schweiz verankert.
Die Erklärung 2023 fokussiert auf strategische Ziele, zu deren Erreichung die gesamtschweizerische Ebene einen Beitrag leisten kann oder deren Erreichung nur auf der gesamtschweizerischen Ebene gewährleistet werden kann. Dies ist durch koordiniertes Handeln von Bund und Kantonen (interkantonale Ebene) möglich oder durch das Handeln der einzelnen Akteure in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich.
Die Behörden von Bund und Kantonen orientieren sich bei der Umsetzung der Ziele unter anderen an folgenden Leitsätzen:
- Sie handeln mit einer Gesamtsicht auf das System und berücksichtigen die Besonderheiten eines mehrsprachigen Landes.
- Sie stützen sich auf Erkenntnisse aus Forschung und Statistik.
- Sie handeln mit Blick auf die Chancengerechtigkeit im Bildungsraum Schweiz und setzen setzen sich dafür ein, dass die vorhandenen Chancen und Potenziale für die Individuen, die Gesellschaft und die Wirtschaft bestmöglich genutzt werden können.
- Sie setzen sich ein für die gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung allgemeinbildender und berufsbezogener Bildungswege und deren internationale Anschlussfähigkeit, also für das duale Berufsbildungssystem ebenso wie für die akademisch Exzellenz.
- Sie unterstützen eine zukunftsgerichtete, nachhaltige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz.
Die gemeinsamen Ziele lauten:
- Für den Bereich der obligatorischen Schule sind das Eintrittsalter, die Schulpflicht, die Dauer der Bildungsstufen sowie die Übergänge vereinheitlicht und die Ziele harmonisiert. Für die Harmonisierung der Ziele sind insbesondere nationale Bildungsziele in Form von Grundkompetenzen in den Fachbereichen Schulsprache, zweite Landessprache und Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften verabschiedet und auf sprachregionaler Ebene erarbeitete Lehrpläne in Anwendung, die sich an diesen Grundkompetenzen orientieren.
- 95 % aller 25-Jährigen verfügen über einen Abschluss auf der Sekundarstufe II.
- Der prüfungsfreie Zugang zur Universität mit gymnasialer Maturität ist langfristig sichergestellt.
- Die Profile der Angebote auf der Tertiärstufe sind geschärft.
- Es sind Massnahmen definiert, die zur Reduktion der Anzahl Studienabbrüche an den Universitäten beitragen.
- Im ganzen Bildungssystem werden Ein-, Um- und Wiedereinstiege gefördert und durch Information und Beratung unterstützt.
- Im Bildungssystem werden die neuen Herausforderungen der digitalisierten Arbeitswelt und Gesellschaft vorausschauend aufgegriffen.
- Austausch und Mobilität sind in der Bildung verankert und werden auf allen Bildungsstufen gefördert.
Bund und Kantone koordinieren ihre Tätigkeiten in weiteren zentralen Fragen der Bildungspolitik, so insbesondere bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), der politischen Bildung (éducation à la citoyenneté), der Implementierung der Fachdidaktiken in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie bei der Bekämpfung des Fachkräfte-mangels insbesondere im Lehrberuf, den MINT- und Gesundheitsberufen.
Aus den gemeinsamen Zielen leiten Bund und Kantone konkrete Massnahmen für ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich ab. Die Erreichung der Ziele und die Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen werden im Bildungsbericht Schweiz 2026 thematisiert.
Übersicht über den Bildungsreformprozess und dessen Entscheidungsträger
Bund und Kantone haben im föderal geprägten Bildungsraum Schweiz ihre je eigenen Zuständigkeiten. Während die Kantone für die obligatorische Schule primär zuständig sind, haben im nachobligatorischen Bereich (allgemeinbildende Schulen, Berufsbildung, Hochschulen) sowohl die Kantone als auch der Bund je ihre Zuständigkeiten und tragen damit die Verantwortung für diese Bildungsstufen gemeinsam.
Die Bundesverfassung regelt die jeweiligen Zuständigkeiten von Bund und Kantonen und verpflichtet sie gleichzeitig, in deren Rahmen gemeinsam für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz zu sorgen. Bund und Kantone legen entsprechend gemeinsame bildungspolitische Ziele für den Bildungsraum Schweiz fest (s. oben). Darüberhinaus definieren die Akteure eigene Ziele gemäss ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen.
Bund
In der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2025-2028 (BFI-Botschaft) formuliert der Bundesrat die Leitlinien, Ziele und Massnahmen seiner Bildungs- und Wissenschaftspolitik für eine Periode von jeweils vier Jahren. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, werden auch die entsprechenden finanziellen Mittel gesprochen.
Der Bundesrat verforlgt mit der BFI-Botschaft 2025-2028 im Bereich der Bildung folgende Ziele.
Ziele für den Bereich Allgemeinbildung sowie Berufs- und Weiterbildung:
- Die Schweizer Bildungsangebote bleiben von hoher Qualität, lokal verankert, international vernetzt und zukunftorientiert im dynamischen Umfel.
- Bildung dient der individuellen Förderung der Lern-, Arbeitsmarkt- und Studierfähigkeit.
- Die Weiterbildungspolitik des Bundes wird bedarfsgerecht koordiniert und weiterentwickelt. Die Rahmenbedingungen zur Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener sind konsolidiert.
- Im Schweizer Bildungssystem werden die Chancen der Digitalisierung genutzt.
Ziele für den Hochschulbereisch:
- Die Institutionen des ETH-Bereichs sichern ihre Exzellenz in Lehre und Forschung und tragen massgeblich zur Bewältigung drängender Herausforderungen für Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bei.
- Die Hochschulen bilden für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft genügend Nachwuchskräfte aus. Durch die Förderung von Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion wird das Talentpotenzial bestmöglich ausgeschöpft.
- Die Hochschulen wahren ihre typusspezifischen Profile und entwickeln sie weiter.
- Die Hochschulen stärken die internationale Zusammenarbeit, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer BFI-Systems insgesamt zu sichern und dessen Resilienz zu erhöhen.
Kantone
In Fragen, welche eine gemeinsame Lösung erfordern, koordinieren sich die 26 Kantone in der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und Direktoren (EDK) untereinander. In einem Tätigkeitsprogramm halten die Kantone fest, welche Themen sie in den nächsten Jahren gemeinsam auf interkantonaler Ebene behandeln wollen. Dabei handelt die EDK subsidiär, d.h. sie erfüllt Aufgaben, die nicht von den Regionen und Kantonen wahrgenommen werden können.
Das Tätigkeitsprogramm 2025-2028 führt beispielsweise folgende Ziele auf:
- Schweizweite Grundlagen für den digitalen Bildungsraum Schweiz schaffen und Massnahmen mit dem Bund koordinieren.
- Die Kantone bei der Förderung von Grundkompetenzen für Erwachsene gemäss Weiterbildungsgesetz unterstützen.
- Die Qualitätsentwicklung der Berufsbildung, Allgemeinbildung sowie der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung fördern.
- Die Umsetzung der revidierten Referenztexte (Anerkennungsreglement und Rahmenlehrplan) für die gymnasiale Maturität begleiten.
Die einzelnen Kantone und Sprachregionen haben darüberhinaus ihre je eigenen Zielsetzungen, die zwar teilweise weitreichende Konsequenzen haben, aber nicht national initiiert oder koordiniert werden. Diese Zielsetzungen werden hier nicht separat aufgeführt.